Der Tote am Hindenburgdamm by Köster-Lösche Kari

Der Tote am Hindenburgdamm by Köster-Lösche Kari

Autor:Köster-Lösche, Kari [Köster-Lösche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0100-12-31T23:00:00+00:00


KAPITEL 13

Da das an der Südspitze von Sylt gelegene Hörnum auf dem Sandweg sehr mühselig zu erreichen war, entschied Asmus sich, die Südbahn zu nehmen. Immerhin hatte er Anspruch auf Vergütung der Kosten durch den Staat.

Nicht nur der Südbahnhof in Westerland, sondern auch die Waggons der Bahn waren besser ausgestattet als alle anderen, die Asmus bisher auf Sylt gesehen hatte. Eben Einrichtungen für das zahlungskräftige Publikum, das in einem einzigen Tag von Hamburg aus per Dampfer Sylt erreichen konnte.

Im hölzernen Empfangsgebäude von Hörnum, das ebenfalls auf begüterte Reisende ausgerichtet war, gab es eine kleine Fahrkartenausgabe für die Bahn sowie eine für die HAPAG Dampfschiffgesellschaft.

Dem Schiffsangestellten gegenüber spulte Asmus seine Fragen nach einem Mann in Reithosen oder auch in gewöhnlicher Gesellschaftskleidung ab, der mit einer Kutsche gebracht worden sein konnte.

Weder erwartete er einen Hinweis auf Böhrnsen, noch bekam er einen.

»Was meinen Sie denn, wie viele Fahrgäste wir jeden Tag haben, Herr Schupo? Mit Reithose oder ohne«, bekam Asmus patzig zu hören.

Asmus nickte und bedankte sich für die Auskunft. Der einzige Zweck seiner nutzlosen Fahrt nach Hörnum war, einem Eintrag in die Personalakte zu entgehen. Könnte Asmus eine solche Befragung nicht protokollieren, würde Sinkwitz die Unterlassung als schweren dienstlichen Fehler kritisieren und schriftlich kommentieren.

Wieder draußen, überlegte sich Asmus, dass ein Spaziergang durch die kleine Siedlung Hörnum und hinunter zum Hafen nicht schaden könnte. Die Polizei zeigte Präsenz, und vielleicht erfuhr er trotz allem etwas Interessantes. Der Leuchtturm vor allem, der etwas höher als das Dorf lag, zog ihn magisch an.

Gerade als er zu dem rot-weiß gestreiften Turm hochstieg, stürmten ihm die Schulkinder entgegen, deren Klassenraum sich im Leuchtturm befand. Schule aus!

»Hast du heute schon einen Dieb gefangen?«, schrien sie durcheinander, nachdem sie Asmus umringt hatten.

»Nein, heute noch nicht«, gab er lächelnd zu. »Diebe für jeden Tag haben wir ja gar nicht.«

»Seeräuber denn? Oder Schmuggler?«

Noch bevor Asmus antworten konnte, drängte sich ein kleines blondes Mädchen durch die Jungenschar hindurch. »Schmuggler gibt es!«, rief sie triumphierend. »Ich hab in der Nacht gesehen, wie ein Boot aus dem Hafen raus ist. Zuerst sind die Männer gerudert, und draußen haben sie Segel gesetzt.«

»Line, du Angeberin! Das hast du irgendwo gelesen, und jetzt flunkerst du wieder, um dich wichtig zu machen!« Ein Junge mit erbitterter Miene schien sich mit geballten Fäusten auf das Mädchen stürzen zu wollen.

»Aber, aber«, beschwichtigte Asmus die Schar. »Keine Aufregung unter euch Jungvolk. Möchte einer mal meinen Helm aufsetzen?«

»Ja!«, schrien alle im Chor, und der sich anbahnende Streit war vergessen.

Asmus’ Helm ging rundum. Anschließend hatten alle Jungs beschlossen, Polizist zu werden.

Asmus sah ihnen lächelnd nach, als sie sich schwatzend auf den Heimweg in die Siedlung machten, und bemerkte erst dann, dass Line zurückgeblieben war. »Nun, Line?«, fragte er freundlich. Sie wirkte zart wie eine Elfe, und neben ihr kam er sich wie ein Klotz vor.

»Ich habe die Männer wirklich gesehen«, beteuerte sie. »Der eine war der Knud, den anderen kannte ich nicht.«

»Aber in Hörnum wohnt der andere nicht?«, vergewisserte sich Asmus.

»Nein! Dann würde ich ihn ja kennen.«

»Natürlich. Entschuldige bitte. Die Frage war dumm.«

Line betrachtete Asmus mit nachdenklich schief gelegtem Kopf.



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